Vertrauen gewinnen...
Das Wort "Zähmung" an sich ist eigentlich falsch. Denn er dient eigentlich dazu den Vorgang zu beschreiben, in dem Wildtiere an Menschenhand gewöhnt werden. Nicht selten wird das Wort damit verbunden, den Willen eines Tieres zu brechen oder dergleichen.
Das ist also völlig die falsche Schiene. Eine viel genauere Beschreibung dessen, was man mit den Ratten machen möchte, ist: Ihr Vertrauen gewinnen.
Ratten aus Notfallstationen oder von seriösen Züchtern sind meistens schon zahm, wenn sie zu einem kommen. Seriöse Züchter gewöhnen die Rattenkinder schon wenige Tage nach der Geburt an die Hand und Notfallvermittler machen oft aus den unmöglichsten Biestern kleine Schmusebacken.
Rattenkiddies werden auch von Notfallvermittlern schon in den ersten Lebenstagen an die Hand gewöhnt.
Aber natürlich kommt es auch vor, dass man sich Ratten ins Haus holt, die noch nicht zahm sind. Manche haben zuvor schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und jede Art von Vertrauen verloren.
Andere sehen einen als gänzlich unbekanntes Wesen an.
Das Ziel einer jeden Zähmung ist es, das Vertrauen des Tieres zu gewinnen. Vertrauen kann nur aufgebaut werden, wenn keine Enttäuschungen vorkommen. Das heißt: Niemals zu etwas zwingen!
Die Ratte nicht streicheln und anfassen, wenn sie es nicht will. Sie nicht hochheben, wenn sie es nicht will.
Es gibt verschiedene Arten, Tipps und Tricks, Ratten zu einem Vertrauensverhältnis zu überreden. Für alle Methoden gilt: Geduld! Mit der Brechstange klappt's nicht!
Die Joghurt-Methode
Bei der Joghurt-Methode nimmt man Naturjoghurt, den erfahrungsgemäß alle Ratten mögen und schmiert sich den auf die Hand. Dann legt man die Hand ganz ruhig in den Käfig.
Es wird vielleicht ein paar Minuten dauern, aber die meisten Ratten kommen dann an und schlabbern den Joghurt herunter.
Wenn sie mal kurz knapsen, sollte man laut und deutlich "Nein" sagen, aber die Hand nicht wegziehen!
Nach und nach werden die Ratten die Hand des neuen Menschen mit etwas Positivem verbinden. Nach ein paar Tagen oder Wochen (kommt auf die Bereitschaft der Ratte an, Vertrauen zu fassen), kann dies nach und nach dazu führen, dass man die Ratte streicheln kann. Wenn man das erstmal erreicht hat, kann man anfangen, sie hoch zu nehmen. Nur zwei Sekunden, wieder absetzen. Das ein paar Mal, bis man die Ratte dann aus dem Käfig nehmen kann.
Der Zeitrahmen kann ganz unterschiedlich sein. Das hängt stets von der jeweiligen Ratte ab.
Die Klamotten-Methode
Bei der Klamotten-Methode kann man den Ratten getragene Sachen (z.B. T-Shirt, Socken oder Ähnliches) in den Käfig legen, die nach einem riechen.
Natürlich sollten es alte Sachen sein, denn heile bekommt man sie höchstwahrscheinlich nicht zurück. *lach*
So lernen die Ratten den Geruch ihres neuen Menschen kennen.
Die Auslauf-Methode
Bei dieser Methode braucht man unbedingt eine Auslaufabsperrung. Man kann sich eine ganz einfache aus Pappe basteln oder auch eine massive, wie Emiko z.B. (Klick).
Und zwar braucht man eine Absperrung, um eine möglichst kleine Fläche zu haben, auf der sich keinerlei (!) Versteckmöglichkeiten befinden. Also keine Schränke, keine Sofas oder Ähnliches. Nur der blanke Boden.
Mitten rein setzt sich der "neue Mensch" mit seinen "neuen Ratten". Die Ratten kann man - wie bei der Pulli-Methode auch - mithilfe einer Röhre o. Ä. aus dem Käfig nehmen und einfach neben sich, in den Auslauf legen. (Sobald die Ratten rausgeklettert sind, sollte der Unterschlupf aus dem Auslauf entfernt werden.)
Der einzige Unterschlupf und die einzige Klettermöglichkeit, ist der Mensch. So lernen die Ratten ihren neuen Menschen als Rückzugsmöglichkeit kennen. Der neue Mensch bietet ihnen Schutz und Sicherheit. Das festigt das Vertrauensverhältnis.