Äußere Parasiten
Die Symptome bei Milbenbefall sind sehr vielfältig. Kahlstellen im Fell, lichter werdendes Fell, struppiges Fell, vermehrter Juckreiz, kleine Wunden auf der Haut, großflächige Hautläsionen oder Verhaltensveränderungen sind Hinweise für einen Befall.
Bei einem größeren Milbenbefall konnten auch Aggressionen gegenüber Mensch und Artgenossen, wildes Umherspringen und vermehrtes Quieken oder Piepsen beobachtet werden.
Manche Milbenarten kann man mit dem bloßen Auge sehen. Sie sitzen auf den Tieren oder im Gehege. In der Regel sind es dann rote, weiße oder schwarze herumlaufende Pünktchen. Dabei handelt es sich dann beispielsweise um die Tropische Rattenmilbe oder die Rote Vogelmilbe.
Andere Milbenarten sind mikroskopisch klein und nicht mit dem bloßen Auge zu sehen. Dann handelt es sich meist um Grabmilben oder Demodexmilben. Da die Symptome sich mit denen eines Pilzbefalls oftmals gleichen, ist es für einen Laien beinah unmöglich, festzustellen, was das Tier hat.
Ein Tierarztbesuch ist daher absolut notwendig und zwar so schnell wie möglich. Nicht zuletzt auch deswegen, weil manche Milbenarten auch auf den Menschen gehen und man den Befall besser eindämmen kann, desto eher er erkannt und behandelt wird.
Für alle Milbenarten gilt: In einer Gruppe zeigen zuerst die Tiere Symptome, die das schwächste Immunsystem haben. Also beispielweise alte, kranke oder schwache Tiere. Auch Jungtiere und Babys. Die gesunden Tiere zeigen in der Regel erst dann Symptome, wenn der Befall eine gewisse Stärke erreicht hat.
Blutsaugende Milben
Zu den blutsaugenden Milben gehören unter Anderem die Tropische Rattenmilbe und die Rote Vogelmilbe. Diese kann man sehr gut mit dem bloßen Auge erkennen. Diese Arten sind nicht wirtsspezifisch. Das heißt, sie befallen auch andere Haustiere und den Menschen.
Das Heimtückische an dieser Milbe ist, dass sie sich nur zur Nahrungsaufnahme auf dem Wirtstier aufhält, den Rest des Tages jedoch im Versteck verbringt. Das können Ritzen im Käfig, aber auch in der restlichen Wohnung sein. Teppiche, Sofas, Betten, Holzvertäfelungen - die Milben können wirklich überall sein.
Leider werden diese Milbenarten oftmals schwer unterschätzt, was dazu führt, dass viele Leute einen solchen Befall nur sehr, sehr schwer und erst nach Jahren wieder weg bekommen.
Um dem vorzubeugen, sollte man wirklich die ganz große Schiene fahren - egal, wie übertrieben es auch klingen mag. Wir selbst haben über 3 Jahre gegen die Tropische Rattenmilbe kämpfen müssen, ehe wir sie endlich los waren. Denn auch wir haben diese Parasiten unterschätzt.
Stellt man "Krabbelviecher" auf dem Tier und im Gehege fest, sollte man zunächst eines der Krabbler auf einen Tesastreifen kleben (nicht zerdrücken!) und zum Tierarzt bringen. Es ist wichtig, dass die genaue Parasitenart (lateinischer Begriff) bestimmt wird, um eine exakte Vorgehensweise bei der Bekämpfung zu gewährleisten.
Gegen die Milben auf den Tieren selbst eignen sich Spot-On-Präparate wie Ivomec, Stronghold oder Advocate. Da lasst euch bitte von eurem Tierarzt beraten. Lasst euch keine pflanzlichen Produkte andrehen, denn die helfen nicht! Sie schaden den befallenen Tieren, haben aber sonst keinerlei Wirkung.
Besorgt euch außerdem Umgebungssprays für die Gehege. Da kann ich Ardap und/oder Bactazol empfehlen. Diese bekommt man in der Tierarztpraxis oder in einer Apotheke mit Veterinärbedarf.
Auch solltet ihr euch Fogger / Vernebler besorgen. Diese bekommt man ebenfalls beim Tierarzt oder in der Apotheke. Manchmal werden sie auch in gut sortierten Zoohandlungen verkauft. Damit muss - nach Anleitung auf der Dose - die Wohnung gefoggert werden. Bitte bedenkt, dass diese Milbenarten sehr schnell sind und dass ihr sie von Raum zu Raum getragen haben könnt, ohne es zu wissen.
Daher ist eine Fogger-Aktion wirklich dringend notwendig!
Ich selbst habe gute Erfahrungen mit dem Fogger der Firma Trixie gemacht und kann ihn daher nur empfehlen.
Einen Fallbericht zur Tropischen Rattenmilbe findet ihr hier: Fallbericht von Nicole T.
An diese recht genaue Beschreibung sollte man sich dringend halten, wenn man die Krabbelviecher dauerhaft los werden will.
Bei Nichtbehandlung können die Tiere an Blutarmut (Anämie) sterben, da sie sprichwörtlich ausgesaugt werden.
Grabmilben
Charakteristisch für Grabmilbenbefall sind kleine Verletzungen der Haut, die langsam verschorfen. Auch ein lichtes oder struppiges Fell deuten darauf hin. Grabmilben sind Parasiten, die relativ einfach wieder weg zu bekommen sind und im Vergleich zu den blutsaugenden Milben recht wenig Aufwand bedürfen.
Grabmilben leben in der Haut des Wirtstieres. Sie sind wirtsspezifisch. Das heißt, sie gehen nicht auf den Menschen. Eine Übertragung von Tier zu Tier ist nur möglich, wenn die Tiere in einem Käfig leben und Körperkontakt pflegen bzw. Schlafplätze teilen. Denn verweilen Grabmilben zu lange an der Luft, sterben sie. Daher ist eine Übertragung über große Distanzen bei dieser Art nicht möglich.
Es reicht aus, das Gehege grund zu reinigen. Eine chemische Keule (z.B. Ardap) ist hier nicht erforderlich.
Die Tiere müssen jedoch, wie bei den blutsaugenden Milben auch, mit einem Antiparasitika behandelt werden. Auch hier empfehlen sich die Spot-On-Präparate wie Ivomec, Stronghold usw.
Bei einer Nichtbehandlung können Schäden des Zentralen Nervensystems auftreten.
Haarlinge
Haarlinge kann man mit dem bloßen Auge erkennen. Sie sehen aus wie längliche weiße Würmchen und legen ihre Nissen an den einzelnen Haaren der Tiere ab. Haarlinge zählen zur Ordnung der Tierläuse und sind recht einfach wieder weg zu bekommen. Auch hier sollten Spot-On-Präparate Anwendung finden.
Eine Umgebungsreinigung ist notwendig, da Haarlinge auch durchaus die nähere Umgebung der Wirtstiere durchwandern. In der Regel reicht aber eine Reinigung mit heißem Wasser aus.
Auch Haarlinge sind wirtsspezifisch und gehen normalerweise nicht auf Menschen oder andere Haustiere.
frei verkäufliche Spot-Ons - gefährlich!
Fressnapf, Futterhaus und wie sie alle heißen, haben in der Regel freiverkäufliche Spot-On-Präparate gegen Milben, Flöhe, Zecken usw. im Sortiment. Der Aufmacher ist reißerisch: "Reines Naturprodukt" oder "nur natürliche Inhaltsstoffe"
Aber genau das ist das Problem, wie Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit im folgenden Zitat erklärt:
"An Propaganda gegen die ach so böse Pharmaindustrie ist man ja schon gewöhnt: böse Menschen, die schlimme Medikamente entwickeln um Mensch und Tier zu schaden... [Ironie Ende] Aber was ist mit FREIVERKÄUFLICHEN Mitteln, die man z.B. im Futterhandel an der nächsten Ecke erwerben kann? Hmm, müsste dann doch eigentlich harmloses Zeug sein... ansonsten wär es ja wohl rezeptpflichtig. Tja, schön wärs!
Das obere Bild zeigt die Realität! Ungefährlich? Nee, leider weit gefehlt.
In solchen Produkten sind die natürliche Rohstoffe in Reinform enthalten - im vorliegenden Beispiel eines Spot-Ons gegen Zecken und Flöhe waren folgende WIRKSTOFFE enthalten:
1. das hochpotente Neemöl (aktuell gerne als Margosa-Extrakt 'deklariert')
2. Ethylbutylacetylaminoproprionat (kurz IR3535 - ein abschreckendes Repellent)
Leider trat eine nicht seltene, durchaus unerwünschte, Nebenwirkung auf: Bereits kurze Zeit nachdem einer Katze dieses freiverkäufliche Produkt in den Nacken geträufelt wurde fielen die Haare in diesem Bereich großflächig (8cm x 10cm !!!) aus und es entwickelte sich eine hoch schmerzhafte Epidermisnekrose (Absterben der oberen Hautschichten). Den kleinen Warnhinweis REIZEND auf der Verpackungsunterseite empfinde ich daher mehr als untertrieben.
Man kann definitiv nicht sagen welcher der beiden enthaltenen Stoffe diese Hautreaktion ausgelöst hat, aber: Jedem Leser sollte zumindest bewusst sein, dass solche Nebenwirkungen bei der Anwendung solcher 'Pflegemittelchen' leider nicht gerade selten sind. Bei humanmedizinischen Präparaten würde diese Nebenwirkung von der Häufigkeit her als 'gelegentlich' eingestuft werden.
Und für all diejenigen, die jetzt wieder mit dem Argument um die Ecke kommen sollten, dass Tierärzte bloß verhindern wollen, dass solche Pseudo-Medikamente online und im Futterhandel vertrieben werden, sollten sich eines vor Augen halten: An der langwierigen und aufwändigen Therapie einer solchen Hautschädigung verdient man deutlich mehr als am Verkauf einer echten Antiparasitikum-Ampulle! Vielleicht geht es uns Tiermedizinern tatsächlich ums Wohl des Tieres... Einfach mal drüber nachdenken - gell?
Ich habe bewusst auf die Erwähnung von Hersteller und Vertreiber verzichtet, da sie hier nichts zur Sache tun. Es geht einzig und allein um den Umstand, dass selbst FREIVERKÄUFLICHE Produkte lebensgefährlich sein können. Dieser Artikel dient der Sensibilisierung! Geiz ist nicht geil - unter Umständen bezahlt das Tier dafür."
Autor: Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit
Quelle: Dognet.de
Also lieber die Finger davon lassen!
Übrigens: Eine Ampulle Stronghold 15 mg, womit man mehr als eine Ratte behandeln kann, kostet beim Tierarzt zwischen 8 und 9 Euro. Das ist also nicht die Welt und auch nicht teurer, als das freiverkäufliche und gefährliche Präparat aus dem Zoohandel.